CBTR-Tiefbaurechtspreis 2017 an Prof. Dr. jur. Rolf Kniffka

CBTR-Tiefbaurechtspreis 2017 an Prof. Dr. jur. Rolf Kniffka

Laudatio zur Verleihung des Tiefbaurechtspreises an Herrn Prof. Dr. jur. Rolf Kniffka, Vors.Richter BGH a.D.

Laudator: Gründungspräsident des CBTR, Prof. Dr. Klaus Englert

Hohe Festversammlung,

meine sehr verehrten Damen, sehr geehrte Herren,

wenn man als Gründungspräsident vom amtierenden Präsidenten gebeten wird, für einen ganz besonderen Menschen die Laudatio anlässlich der Verleihung des Tiefbaurechtspreises bei einer Jubiläumsveranstaltung zu halten, dann wird man durch diese Bitte mit Freude erfüllt und erfüllt sie deshalb auch sehr gerne. Denn dies ist eine sehr ehrenvolle Aufgabe – zumal mich mit der Persönlichkeit, der die nachfolgenden Gedanken und Worte gewidmet werden dürfen, eine mehr als 3 Jahrzehnte währende berufliche und freundschaftliche Beziehung verbindet, auch wenn unsere juristischen Meinungen nicht immer ganz exakt kompatibel sind. Genau das aber macht das Salz in der Suppe des Juristenlebens aus. Und damit wissen Sie, verehrte Damen und Herren, jetzt auf jeden Fall schon einmal, dass es ein Jurist sein wird, der in wenigen Minuten aus der Hand des Präsidenten die zweite Bronzeschaufel, die an diesem Festabend vergeben wird, in Empfang nehmen darf. Er – und damit habe ich auch schon verraten, dass es ein Mann sein wird – reiht sich also in die Liste der von meinem Vorredner soeben genannten herausragenden Tiefbau-Koryphäen ein und er dürfte in diesem Reigen auch keinesfalls fehlen!

Was kann ich noch voraus schicken?

Nun: Mit dieser Ehrung wird der Preisträger wohl gezwungen werden, sein Haus zu erweitern, das nördlich des Mains belegen ist. Denn er dürfte als der wohl meistgeehrte Jurist, den Deutschland kennt – und den auch wirklich jeder kennt – eine Vielzahl von Urkunden an den Wänden hängen haben.

Er ist heute mitten unter uns, weis aber von seinem Glück – im Unterschied zu sonstigen Gepflogenheiten einer vorherigen Benachrichtigung – bis jetzt noch nichts. Aber manchmal muss man auch Überraschungen zulassen, um einen Gegenpol zur meist trockenen Juristerei schaffen zu können.

Wenn ich jetzt fortfahre und die bisherigen Ehrungen des neuen Schaufelinhabers kurz aufzähle, wird die Katze aus dem Sack gelassen: Also: Die nachfolgende Laudatio ist für einen ganz besonderen Mann, der Juristerei mit Verstand und Herz, mithin mit dem richtigen Augenmaß und der wirklichen Beachtung von Treu und Glauben seit nunmehr über 40 Jahren mit Begeisterung und Begeisterungsfähigkeit betreibt. Und das viele Jahre auch auf sehr großer, um nicht zu sagen: höchster Ebene! Er wurde dafür mit dem Deutschen Baurechtspreis 2016 ausgezeichnet, aber auch mit der Ehrenmitgliedschaft bei der ARGE Baurecht, beim Deutschen Baugerichtstag sowie dem CBTR geehrt. Sein Wort hat Gewicht und es gibt praktisch kein Baurechts-Urteil der letzten 30 Jahre, in dem sich nicht sein Name als Zitat findet. Er gründete als Initiator im Jahr 2006 den Deutschen Baugerichtstag, der maßgeblich an der Verbesserung des deutschen Baurechts Anteil hat. Und er leitete diesen Dachverband bis zum Jahr 2012. Sie haben es jetzt richtig erraten: Herr Professor Dr. Rolf Kniffka ist der Empfänger der Asparagus-Bronzeschaufel mit Urkunde!

Lieber Rolf!

Ich freue mich außerordentlich, dass es mir zugekommen ist, für Dich die Laudatio zu verlesen. Und das mache ich jetzt auch:

Mit Prof. Dr. jur. Rolf Kniffka, dem Vorsitzenden des VII. Zivilsenats beim BGH bis zum Jahr 2014, dem Verfasser unzähliger baurechtlicher Urteile und Veröffentlichungen, insb. zahlreicher Kommentare und Lehrbücher, sowie seit Jahrzehnten geschätzter Vortragender an Hochschulen, Universitäten und für Bau-Seminare, wird einer Persönlichkeit Dank und Anerkennung ausgesprochen, die im wahrsten Sinne des Wortes als einmalig bezeichnet werden darf.

Lassen Sie mich zur Begründung nicht nur darauf verweisen, dass Prof.Dr.Kniffka zu den „CBTR-lern“ der ersten Stunde zählt und insbesondere ab der ersten Tagung immer wieder bereit war – wie auch heute Vormittag -, die rechtliche Sichtweise des BGH zu Baugrundfragen darzulegen, sondern dass er auch mit seinem Senat buchstäblich tief in die schwierige und schwer verständliche Tiefbau-Materie eingedrungen ist. So verdankt die Baurechtspraxis dem VII.Senat unter seiner Führung ein „Lehrbuch des Tiefbaurechts-Verständnisses“, das mit der kritisch-tiefgehenden Darlegung heute beim Referat einen weiteren Höhepunkt gefunden hat. Diese ausgleichende und damit der Gerechtigkeit dienende Sichtweise des VII.Senats, die wesentlich auf das Verständnis von Prof. Dr. Rolf Kniffka für den Überraschungsbaustoff „Baugrund“ zurückzuführen ist, hat viel dazu beigetragen, die Klippen mangelnden Nachvollzugs der Tiefbau – Technik zu meistern – auch wenn noch sehr viele – zu viele – Gerichte nicht im Ansatz versuchen, dem speziellen Problem der unabdingbaren Vorgabe des Baugrunds als conditio sine qua non jeglicher Bauerrichtung durch den Auftraggeber gerecht werden zu können.

Der Lebensweg von Prof. Dr. Rolf Kniffka, in Brilon-Wald geboren, ist vielseitig und spannend. Lassen Sie mich nur einige Teilaspekte beleuchten:

Nach Jurastudium und Rechtsreferendariat trat der Geehrte 1977 in den Justizdienst des Landes Nordrhein-Westfalen ein. Er begann seine Justizlaufbahn als Richter auf Probe am Landgericht Bonn und wurde an den Amtsgerichten Siegburg, Bonn und Waldbröl eingesetzt. Nach einer Beurlaubung zur Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung promovierte Prof. Dr. Kniffka 1983 an der Universität Bonn mit der Untersuchung "Die haftungsrechtliche Privilegierung der Richter in Deutschland und England" zum Dr. iur. 1983 folgte die Ernennung zum Richter am Landgericht Dortmund, 8 Jahre später, 1991, wurde er dann Richter am Oberlandesgericht Hamm. Am 2. Juni 1998 erhielt Prof. Dr. Kniffka den Ruf als Richter am Bundesgerichtshof, wo er dem für das Baurecht zuständigen VII. Zivilsenat und dem Dienstgericht des Bundes zugewiesen wurde. 10 Jahre später, am 6. November 2008, wurde er zum Vorsitzenden Richter am BGH ernannt; er bekleidete dieses höchste Amt bis 2014.

Neben dieser höchstrichterlichen Tätigkeit lehrte Prof. Kniffka auch als Honorarprofessor an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.

Als Mitherausgeber der Zeitschrift Baurecht (BauR) im Werner-Verlag und als Autor zahlreicher Beiträge zum privaten Baurecht, u.a. als Mitbegründer von juris, aber auch u.a. das mit Dr. Koeble zusammen herausgegebene Kompendium des Baurechts sowie des Online-Kommentars zum Bauvertragsrecht hat der Geehrte  Baurechts-Geschichte par excellence geschrieben!

Sein seit 1992 an den Tag gelegtes Engagement in der außergerichtlichen Konfliktbewältigung, vornehmlich als Obmann oder Einzelrichter in Schiedsverfahren, aber auch als Schiedsgutachter, Adjudikator oder Schlichter, hat schon sehr viele eigentlich nicht mehr justiziable Verfahren zu einem guten Ende gebracht, darunter viele Tiefbaustreitigkeiten.

Nun also ist die Zeit gekommen, Herrn Prof. Dr. Rolf Kniffka von ganzem Herzen zu danken: Für begeisternde Vorträge im Rahmen der CBTR-Tagungen – er war der allerallererste Vortragende bei der ersten Tagung 2002 in Schrobenhausen -, aber auch sonst bei ungezählten Veranstaltungen der Deutschen Gesellschaft für Baurecht, der ARGE Baurecht oder bei den Freiburger Baurechtstagen. Dank auch für ungezählte Veröffentlichungen, die für praktisch jeden Baurechtler Richtschnur für richtiges rechtliches Argumentieren sind. Danken muss man aber auch und gerade als tiefbauinvolvierter Jurist für die klaren Worte und nachvollziehbaren Begründungen, die Prof. Dr. Kniffka als maßgebender Baurechts-Richter in Deutschland während eines langen Zeitraums gefunden und gegeben hat!

Ich könnte noch stundenlang die Verdienste von Prof. Dr. Kniffka aufzählen. Doch auch für mich gilt ein Zeitlimit – und so, wie ich Dich, lieber Rolf, kenne, bist Du froh, wenn ich wieder aufhöre!

In diesem Sinne: Das CBTR verneigt sich vor einem ganz Großen und spricht mit der Verleihung des Tiefbaurechtspreises nicht nur Dank und Anerkennung aus, sondern würdigt damit auch einen wirklich außergewöhnlichen Juristen und Menschen!

Herzlichen Glückwunsch zur Schaufel!