Tagung 2015

Internationale CBTR-Tagung in Wien voller Erfolg

Das „Who-is-Who“ aus der Geotechnik und dem Baugrund- und Tiefbaurecht gab sich am 26.Juni 2015 im Steigenberger Hotel, mitten im Herzen der österreichischen Bundeshauptstadt Wien, ein Stelldichein zur 9. CBTR-Tagung. Die über 100 Teilnehmer erwartete ein abwechslungsreiches und interessantes Programm, das nach dem Vortrags-Vormittag mit einer Schiffs-Exkursion auf der „Großen Donauschleife“ fortgesetzt und am Abend dann mit der feierlichen Überreichung des Tiefbaurechts-Preises an den Präsidenten der STUVA, Prof. Dr. Martin Ziegler, sowie den Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Baurecht e.V., Prof. Horst Franke, für deren herausragendes Wirken im Zusammenhang mit dem Baugrund einen würdigen Abschluss fand. (Dazu erfolgt in der nächsten Ausgabe der GEOTECHNIK ein gesonderter Bericht).

Eröffnet wurde die Tagung – die alle zwei Jahre an wechselnden Orten und in verschiedenen Ländern alternierend zur Baugrundtagung der DGGT stattfindet – durch den Präsidenten des CBTR, Prof. Dr. iur. Axel Wirth von der TU Darmstadt. Er wies auf die Bedeutung der „gleichen Sprache“ und die damit vorgegebene Notwendigkeit des „Miteinander“ von Technik, Recht und Betriebswirtschaft im Zusammenhang mit der Baugrund- und Tiefbauproblematik aufgrund des „Überraschungsbaustoffes Boden, Fels und Wasser“ hin, „nachdem nur wenige Juristen die Besonderheit des von der Erdgeschichte vorgegebenen und für Bauwerke aller Art unverzichtbaren Baustoffes nachvollziehen, aber auch Geotechniker nicht immer das „Erfolgshaftungsrisiko“ verstehen können“.

Sodann folgte der Vortragsblock, angeführt von einem der führenden Bahn- und Tunnelbauexperten Österreichs, nämlich Dipl.-Ing. Dr. mont. Georg-Michael Vavrovsky, der langjährig im Vorstand der ÖBB, aber auch in verschiedenen anderen Gremien tätig war, unter dem Titel: „Geistige Leistungen im Spannungsfeld zwischen geschuldetem Bemühen und erwartetem Ergebnis“. Diese mit geschliffenen Worten vorgetragenen, sowohl technischen als auch philosophischen Ausführungen begeisterten das Auditorium sichtlich und regten nicht nur zum Nachdenken, sondern auch zur lebhaften Diskussion an.

Gefolgt wurde dieses Referat durch den Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Kampfmittel in der BFA Spezialtiefbau des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, den Geschäftsführer der Fa. Keller Grundbau Deutschland GmbH, Dipl.-Ing. Uwe Hinzmann, der – mit vielen hochinteressanten Fakten und Bildern unterlegt - eindringlich eine Problematik bei Baugrundarbeiten aufzeigte, die in der Praxis häufig nicht ge - oder einfach übersehen wird: „Kampfmittel und Tiefbau: Die Realität zwingt zum Handeln!“. Die besondere Aufmerksamkeit der Zuhörer, unter ihnen auch der langjährige Vorsitzende des Bausenats beim Bundesgerichtshof, Prof. Dr. jur. Rolf Kniffka, sowie der Chefredakteur der „GEOTECHNIK“, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Grabe, war ihm bei diesem brisanten Thema gewiss.

Fortgesetzt wurde der Vortragsreigen durch den Inhaber des u.a. Lehrstuhls für Baurecht an der ehrwürdigen Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. jur. Rainer Schröder, mit eindrücklichen Ausführungen zu: „Technik und Recht: Untrennbare Gegensätze!“. Dank seiner Gabe, rechtlich komplexe Sachverhalte auch für Ingenieure verständlich darzustellen, folgte die Zuhörerschaft seinen Ausführungen mit größtem Interesse.

Gleiches galt für den „Technik-Vortrag“ von Dipl.-Ing. Wolfgang Wiesner, dem Leiter der Tunnelbauabteilung des Weltkonzerns PORR AG mit Stammsitz in Wien. Dieses „Heimspiel“ wusste der Redner mit dem Thema „Kooperation und die Systematik österreichischer Tunnelbauverträge“ in eine hochinteressante Lehrstunde des Tunnelbaus zu verwandeln.

Den Schlussvortrag hielt schließlich der „Chef-Organisator“ aller CBTR-Veranstaltungen, Prof. Dr. jur. Klaus EnglertVorstand des Instituts für Baurecht der juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Sein Beitrag befasste sich mit der Frage: „Müssen Juristen geotechnische Gegebenheiten bei der Entscheidungsfindung berücksichtigen?“ Er ging dabei, anschaulich unterlegt mit einer Vielzahl von „Baugrund-Problem-Bildern“, mit den „Irr-Meinungen“ einiger Gerichte und Autoren ins Gericht, die jegliches Baugrundrisiko leugnen und stattdessen einer (willkürlichen) Vertragsauslegung das Wort reden.

Im Anschluss begaben sich die Tagungsteilnehmer auf ein nur für das CBTR gechartertes Schiff und fuhren mit diesem stromaufwärts die Donau, um das geologisch und erdgeschichtlich sehr bedeutsame „Wiener Becken“ näher zu erkunden. Dazu hielt CBTR-Beirat und Geotechnik-Lehrstuhlinhaber an der Universität der Bundeswehr München, Prof. Dr.-Ing. Conrad Boley, einen hochinteressanten Vortrag. So konnten die Auswirkungen der Plattentektonik ebenso nachvollzogen werden wie das Entstehen dieser abwechslungsreichen Landschaft vor den Toren Wiens.

Zurück im Hotel, wartete dann der Festabend auf die Teilnehmer. Diesen nutzte Präsident Prof. Dr. Axel Wirth einleitend zum Dank an das Organisationsteam um Prof. Dr. Klaus Englert für die vorbereitenden und tagungsbegleitenden Hilfen. In besonderer Weise dankte Prof. Dr. Wirth schließlich dem „Vor-Ort-Team“ mit Rechtsanwalt Horst Fössl und Rechtsanwalt Erwin Seitler, „ohne deren gewaltigen Einsatz diese Tagung so nicht durchgeführt hätte werden können“.

Im Anschluss an das Abendessen wurden dann zwei außergewöhnliche „Tiefbau(rechtl)er“ mit dem „Bronzenen Asparagus“ geehrt. Die Laudationes hielten Präsident Prof. Dr. Axel Wirth und Vizepräsident Josef Grauvogl. Letzterer gab später zum Bedauern aller Mitglieder bekannt, dass er aus Altersgründen ab 2016 aus dem Präsidium ausscheiden werde.